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„Die Gnade Gottes richtig verstehen“

Auch wenn die Gnade Gottes heute scheinbar in aller Munde ist, stellt sich doch die entscheidende Frage: Meinen wir alle das Gleiche, wenn wir von der Gnade sprechen? Nicht wenige Christen füllen sich heutzutage mit theologischen Halbwahrheiten wie:

„Ich muss gar nichts mehr tun“, oder
„Sünde ist nicht mehr das Problem für Gott“ –

Aussagen, die scheinbar auf der „Gnade“ basieren und gut klingen, aber wenig Substanz für Leben verändernden Glauben besitzen und der Wahrheit der Bibel nicht standhalten können.

Die Wortbedeutung von Gnade (gr. charis) ist gewährte Freundlichkeit, Wohltat, Dankbarkeit, Annahme, Gunst ohne Erwartung von Vergeltung, die ihren einzigen Beweggrund in der Güte und Freimütigkeit des Gebers hat. Charis steht im NT vielfach in direktem Gegensatz zu Werken (erga).

Diese schließen sich beide aus, wenn es sich um Werke handelt, die getan wurden, um vor Gott gerecht zu werden.
Die Gnade Gottes vergibt dem Sünder, der bereut, bringt ihm Freude und Dankbarkeit und verändert ihn!
Die Gnade Gottes ist immer etwas Befähigendes und Freisetzendes, damit wir den Willen Gottes erfüllen können, niemals etwas Passives nach dem Motto:

Ich schaffe es eh nicht, aber ich habe ja die Gnade (Röm 8,37).
...
Falsche Gnade
Möglicherweise liegen Gründe für eine übertriebene Auslegung von Gottes Gnade im permanenten Kampf zwischen Seele und Geist, Gottes Ansprüchen genügen zu wollen, aber es eben doch oft nicht zu schaffen. Für viele Christen ergeben sich deshalb nur zwei Lösungsansätze: Entweder man wird „religiös“, d. h. man versucht, Gott durch eigene Leistung und mehr Anstrengung besser gefallen zu können, was meist mit Frusterfahrungen verbunden ist. Oder Christen werden liberal, da sie meinen, die Ansprüche Gottes sowieso niemals erfüllen zu können. Sie setzen dann biblische Standards und Maßstäbe herunter und weichen sie auf. Aber beide Haltungen sind unbiblisch und offenbaren ein unzureichendes Verständnis vom Erlösungswerk Jesu und der Freiheit, die er uns gebracht hat.

Natürlich ist es in der Nachfolge herausfordernd, immer wieder an persönliche Grenzen zu stoßen, die uns vermitteln wollen: Das wird sich niemals verändern. Aber kann es wirklich die Lösung sein, mich deshalb theologischen Halbwahrheiten über die „Gnade“ zu öffnen, die mir ständig suggerieren, alles ist bestens und Gott liebt mich, so wie ich bin? Ja, das stimmt, aber eben nur zum Teil. Denn er liebt mich auch stark genug, um mich nicht so zu lassen, wie ich bin. Das ist die wirklich gute Nachricht! Heiligung ist ein Prozess, in den uns der Heilige Geist bringen möchte, während das Fleisch davor flieht. Wachstum verursacht oft Schmerzen und kostet Kraft – auch im geistlichen Leben. Da, wo billige Gnade gepredigt wird, leugnet man diese Wahrheit, weil sie unpopulär ist und nicht zur Wohlfühltheologie passt.
Jesus Christus starb am Kreuz für eine verlorene Menschheit – und ich bin dankbar, dass das entscheidende Kriterium für ihn nicht seine „Lust“ dazu, sondern seine Liebe zu uns war! Am Ende ist es allein meine Liebe zu Gott, die darüber entscheidet, wie hingegeben, opferbereit und leidenschaftlich mein Leben als Nachfolger Jesu aussieht. Mit der Gnade Gottes ist mir alles gegeben. Was mache ich mit diesem Reichtum?

Christoph Köhler
ist Teil des Leitungsteams vom Glaubenszentrum und leitet die Focus M.
(Juni 2019)

https://www.glaubenszentrum.de/2019/06/06/die-gnade-gottes-richtig-verstehen/


Verfasst: 18.10.2025, 07:33 Uhr
Editiert: 18.10.2025, 07:40 Uhr

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