So bringt nun Früchte, die der Buße würdig sind! (Mat 3:8, Schlachter)
Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig;
und wer nicht sein Kreuz aufnimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig.(Mat 10:37,38, Elb)
Der Ausdruck „Würde“ hat den gleichen Ursprung wie der im Neuen Testament verwendete Begriff „Herrlichkeit“. Herrlichkeit bezieht sich nicht nur auf Gott, sondern bezeichnet auch die Ausstrahlungskraft, die ein Mensch, eine Pflanze, ein Tier oder auch ein Stern haben kann. Die Bibel spricht zum Beispiel von Herrlichkeit der Sonne, die sich von der des Mondes unterscheidet.
Herrlichkeit beschreibt aber nicht nur eine sichtbare Strahlkraft, sondern auch die innere Qualität eines Menschen, eines Lebens, das mit Gott verbunden ist.
„Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kol 1:27).
Herrlichkeit oder Würde hat in diesem Zusammenhang nichts mit amtlicher Würde und Verdienstorden zu tun. Sie ist eine Art des Seins. Die Würde, die Gott verleiht, ist nicht abhängig von menschlicher Anerkennung.
Das Wort „Doxa“ (Herrlichkeit, Würde) hängt auch mit Ansehen zusammen. Gott schenkt den Menschen die IHM vertrauen, seine Aufmerksamkeit, sein Ansehen. Diese Vorstellung besteht schon im Alten Testament, besonders deutlich im sogenannten „Aronitischen Segen“. Da heißt:
„Der HERR erhebt sein Angesicht auf dich und gibt dir Frieden“ (4.Mose 6:24-26).
Hier wird vom leuchtenden Gesicht Gottes gesprochen, das den betenden Frommen anstrahlt und ihn dadurch mit Frieden und Gnade segnet. Ausschlaggebend ist immer die Vorstellung, die wir von Gott haben.
Stelle ich mir einen Gott vor, der mich anschaut wie ein Polizist den Verkehrssünder, dann werde ich lieber auf dieses „Ansehen“ verzichten. Glaube ich dagegen, daß Gott mich ansieht wie einer, der mich liebt, dann verändere ich mich unter diesem Blick. Ich werde nicht mehr so schnell schlecht von mir denken.
Ein Angesehener Gottes zu sein verleiht ein neues „Selbstbewußtsein“ und führt zu einem neuen Umgang mit sich selbst. Manche Gewohnheiten werde ich aufgeben. Ich werde die Verhältnisse, in denen ich lebe, überprüfen und mich entscheiden, ob sie noch meinem neuen Wertbewußtsein, meiner Würde, entsprechen.
Der Umgang mit mir selbst beeinflußt dann auch meinen Umgang mit anderen. Das Angesehensein schenkt mir einen neuen Blick für die Welt, die mich umgibt. Ich schaue meine Mitmenschen anders an. Die Würde, die mir geschenkt wurde, schenke ich nun weiter.
Ein Mensch mit einer solchen Würde ist eine Wohltat. Offizielle Würdenträger wirken auf viele eher hemmend oder beängstigend. Die Angesehenen Gottes, die selten zu den „Würdenträgern“ der Gesellschaft gehören, lösen keine Hemmungen aus, sondern entbinden vielmehr die Kräfte und Fähigkeiten.
Jesus konnte Menschen durch seinen Blick verändern. Wen er ansah, der fühlte sich von IHM angenommen und mit neuem Lebensmut beschenkt. Den stärksten Ausdruck findet das in der Stunde der Verleugnung des Petrus. Dreimal beschwört er Jesus nicht zu kennen. Da sieht ihn Jesus, der gerade verhört wird, an. Ich bin überzeugt, daß dieser Blick Petrus das Leben rettete. Judas hatte in seiner Verzweiflung über die Folgen seines Verrats keinen Blickkontakt mehr mit Jesus. Er erhängte sich.
Wir erleben heute in unserer Massengesellschaft die Entwürdigung und Abwertung des einzelnen besonders auffällig. Überall sind wir als Nummern abgestempelt. Wir werden registriert und erscheinen computerlesbar in unzähligen Verwaltungen auf Datenträgern. Wir sind Teilnehmer, Mitglieder, Arbeitskräfte, Kunden, Bewerber und vieles andere, doch nur selten einzelne, einzigartige oder wertvolle Originale. Bei Gott gibt es keine Registratur. ER kennt jeden persönlich. Bei IHM gibt es auch keine für alle verbindliche Marschrichtung und keinen Gleichschritt. Jeder hat sein unvergleichliches Leben und seine individuelle Beziehung zu IHM....
(Wilhard Becker)
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