Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. (2. Tim 1:7, Luther)
5 Wer weise ist, der hört darauf und vermehrt seine Kenntnisse, und wer verständig ist, eignet sich weise Lebensführung an,
6 damit er den Spruch und die bildliche Rede verstehe, die Worte der Weisen und ihre Rätsel. (Spr 1:5-6, Schlachter)
Neben der unmittelbaren Offenbarung Gottes empfangen wir häufig Wahrheiten durch die Verkündigung des Wortes und durch andere Gotteskinder.
Solche Wahrheit wird, bevor sie den Geist erreicht, zuerst im Intellekt empfangen. Da wir mit den Aussagen oder geschriebenen Worten anderer Menschen durch den Verstand in Berührung kommen, gibt es kaum eine andere Möglichkeit, daß diese Art Wahrheit unser Leben berührt, als durch den Kanal des Verstandes. Ein gesunder Verstand ist daher von großer Bedeutung für das geistliche Leben. Wenn unser Denken voller Vorurteile gegenüber der Wahrheit oder dem Prediger ist, wird die Wahrheit nie in unseren Verstand eindringen können und auch nicht an unser Leben weitergeleitet werden. Kein Wunder, daß manche Gläubige keine Hilfe erfahren, denn sie haben schon entschieden, was sie gerne lesen oder hören wollen.
Wenn einem Christen der Prozess bekannt ist, durch den Wahrheit in Leben umgesetzt wird, kann er die Bedeutung eines unbehinderten Verstandes erkennen. Wahrheit wird anfänglich durch den Verstand begriffen, darauf dringt sie in den Geist ein und wird schließlich in praktisches Leben umgesetzt. Ein verschlossener Verstand verhindert die Wahrheit am Eindringen in den Geist. Eine verschlossene Gesinnung ist eine Gesinnung voller Vorurteile. Sie widerstrebt allem, was der eigenen Auffassung nicht entspricht. Die eigene Auffassung wird zum Maßstab der Wahrheit; was ihr nicht entspricht, kann nicht die Wahrheit sein. Eine solche Gesinnung verhindert es, daß die Wahrheiten Gottes in das Denken der Menschen eindringen. Folglich erwächst dem geistlichen Leben des Gläubigen Schaden.
Viele erfahrene Gläubige können die Notwendigkeit eines unvoreingenommenen Verstandes zu Empfang der offenbarten Wahrheit bezeugen. Oft genug wurde uns eine Wahrheit vermittelt, aber wir haben sie nicht erfaßt, weil es uns an einem geöffneten Verstand mangelte. Wie viele Jahre braucht Gott oft, alle Hindernisse zu entfernen, bevor wir die Wahrheit annehmen können. Ein unbehinderter Verstand, verbunden mit einem freien Geist, ist uns die größte Hilfe, um die Wahrheit zu erkennen.
Wenn der Verstand offen ist, wird man bald die Kostbarkeit einer Wahrheit erkennen, die einem zunächst eher uninteressant erschien, jetzt aber durch das Licht des Geistes klar hervortritt. Ein Kind Gottes empfängt eine Wahrheit oft auf diese Weise: Anfangs scheint sie ihm ganz bedeutungslos. Nach einer Weile aber erleuchtet der Geist seinen Verstand und befähigt es, die Tiefe der Wahrheit zu erkennen. Obwohl es vielleicht nicht die richtigen Worte findet, um diesen Vorgang zu erklären, hat es doch inwendig ganz klar verstanden. Ein offener Verstand läßt die Wahrheit herein, aber es ist die Erleuchtung des Geistes, welche die Wahrheit dann zur Anwendung bringt.
(Watchman Nee, „Der geistliche Christ“)
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