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Wir dürfen aber Erkenntnis nicht mit Emotion verwechseln. In ihrem Eifer können emotionale Christen den geistlichen Christen sehr ähnlich sein, aber ihr Eifer liegt nicht in ihrer Erkenntnis begründet. Auch wenn es um die Unterscheidung geht, können rational Gläubige in mancher Hinsicht dem Verhalten der geistlichen Christen entsprechen. Aber auch hier ist nicht die Offenbarung Gottes die Grundlage. Rational Gläubige sind genau wie emotionale Christen seelische Menschen. Der Geist kennt einen Eifer, der den emotionalen Eifer weit hinter sich läßt. Die geistlichen Menschen sind „gerechtfertigt im Geist“ (1. Tim 3:16),
16 Und anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottesfurcht:
Gott ist geoffenbart worden im Fleisch,
gerechtfertigt im Geist,
gesehen von den Engeln,
verkündigt unter den Heiden,
geglaubt in der Welt,
aufgenommen in die Herrlichkeit.
sie sind nicht auf die Zustimmung der Vernunft und der Zuneigung angewiesen.
Wenn der Geist eines Menschen erweckt und durch die Kraft und Disziplin des Heiligen Geistes gestärkt ist, verläßt die Seele ihren beherrschenden Platz und ordnet sich ein. In zunehmendem Maße wird die Seele nun eine Dienerin des Geistes. In ähnlicher Weise wird der Leib, wenn er einmal überwunden ist, ein Diener der Seele. Der Geist empfängt die Offenbarung durch seine Fähigkeit der Erkenntnis, während die Seele und der Leib gemeinsam den Willen des Geistes zur Ausführung bringen. Dieser Prozess geht nie zu Ende. Einige Kinder Gottes haben mehr zu verleugnen als andere, denn ihr Geist ist nicht so rein, weil sie viel zu lange unter der Herrschaft der Seele standen. Viele Menschen sind so sehr mit Vorurteilen behaftet, daß sich ihr Geist der Wahrheit Gottes nicht öffnet. Gott muß zuerst sein Werk an ihnen tun, damit ihre Erkenntnis die Dinge Gottes aufnehmen kann.
Wir müssen den fundamentalen Unterschied zwischen geistlichen und seelischen Erfahrungen verstehen. Geistliche Erfahrungen sind dadurch gekennzeichnet, daß sie in Gott ihren Ursprung haben und in unserem Geist empfangen werden. Seeliische Erfahrungen hingegen kommen aus dem Menschen selbst und durchdringen nicht den Geist. Es ist deshalb für einen nichtwiedergeborenen Menschen durchaus möglich, gute Bibelkenntnisse zu haben, wesentliche Lehren des Christentums genau zu erfassen, seine ganzen Fähigkeiten voller Eifer in den Dienst Gottes zu stellen und sogar eine Zuhörerschaft mit großartiger Beredsamkeit zu begeistern, und doch im Bereich des Seelischen steckenzubleiben und geistlich tot zu sein. Unser Mutmachen, unsere Überzeugungskraft, unsere Argumente und unsere Erregung werden niemals Menschen in das Königreich Gottes bringen. Das ist allein durch „Neugeburt“ möglich, durch nicht weniger als die Auferstehung des Geistes. Das neue Leben, das uns bei der Wiedergeburt geschenkt wird, bringt viele spezifische Fähigkeiten mit sich, darunter auch die intuitive Kraft, Gott zu erkennen.
Bedeutet dies nun, daß der Verstand des Menschen völlig nutzlos ist? Natürlich nicht. Auch der Verstand hat seinen Stellenwert. Aber wir müssen daran denken, daß der Intellekt nicht den ersten Platz einnimmt. Wir können Gott und die Wirklichkeit Gottes nicht durch unseren Intellekt erfassen, sonst wäre das ewige Leben bedeutunglos. Dieses ewige Leben oder neue Leben ist der Geist, von dem in Johannes 3 die Rede ist.
Wir erkennen Gott durch dieses neue, ewige Leben oder den Geist. Die Aufgabe des Verstandes ist es dann, für den äußeren Menschen und auch für andere Menschen zu artikulieren, was wir in unserem Geist erkannt haben. In seinen Briefen unterstreicht Paulus mit Nachdruck, daß das Evangelium, das er verkündigt, nicht von Menschen ist. Es ist nicht aus eines Menschen Verstand hervorgegangen, um an den Verstand anderer Menschen weitergegeben zu werden, sondern es ist durch Offenbarung empfangen. Obwohl gläubige Christen einen hervorragenden Verstand haben mögen, kommt doch die christliche Lehre weder plötzlich noch wachstümlich aus dem Verstand. Der Verstand arbeitet lediglich mit dem Geist zusammen, um die Offenbarung, die er in seiner Erkenntnis empfangen hat, an andere weiterzugegeben.
Gott hat nur im Geist mit uns Gemeinschaft. Außer der Erkenntnis unseres Geistes gibt es keine Möglichkeit, Gott zu erkennen. Aber in seinem Geist erhebt sich der Mensch in den ewigen unsichtbaren Bereich Gottes. Die Intuition, das unmittelbare geistliche Erkennen, könnte auch als „Verstand des inneren Heiligtums“ bezeichnet werden. Wenn wir sagen, daß der Geist eines Menschen tot sei, meinen wir damit, daß seine Erkenntnisfähigkeit im Blick auf Gott und seine Wirklichkeiten abgestumpft ist. Wenn wir sagen, der Geist kontrolliere den ganzen Menschen, dann meinen wir damit, daß die verschiedenen Teile der Seele und alle Glieder des Leibes sich nach dem erkannten Willen Gottes ausrichten.
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(Watchman Nee, „Der geistliche Christ“)
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