Wir dürfen nie über andere Menschen urteilen, müssen sie aber kennenlernen, damit wir wissen, wie wir mit ihnen leben und ihnen helfen können. Normalerweise lernt man einen Menschen kennen, indem man sich über ihn erkundigt und ihn beobachtet. Aber diese beiden Möglichkeiten führen uns oft in die Irre. Wir wollen nun nicht behaupten, daß es nutzlos sei, zu beobachten und sich zu erkundigen, aber wir wollen doch herausstellen, daß diese Methoden einen zweiten Rang einnehmen, wenn es um das Kennenlernen der Menschen geht. Ein reiner Geist schenkt uns ein unfehlbares Unterscheidungsvermögen. Vielleicht erinnern wir uns, als Kinder bestimmte Ansichten über verschiedene Menschen geäußert zu haben. Später stellte sich dann heraus, wie zutreffend diese Betrachtungen waren. Nun sind viele Jahre vergangen, unser Wissen und unsere Erfahrungen und unsere Beobachtungen haben sich ausgeweitet, aber irgendwie scheint unser Vermögen, Menschen richtig zu beurteilen, immer mehr verlorengegangen zu sein. Als Kinder hatten wir oft keinen vernünftigen Grund für unsere Bemerkungen; wir haben einfach so empfunden. Was lag dem zu Grunde? Es handelte sich um reine Intuition.
Dieses Beispiel ist dem natürlichen Leben entnommen. Und doch ist es auch bei geistlichen Belangen so, daß wir wieder wie Kinder werden müssen, um geistlich zu unterscheiden.
Wir wollen auch hier von Jesus lernen.
„Und Jesus erkannte alsbald in seinem Geist, daß sie so bei sich dachten (Mark 2:8)
Auch hier können wir das Wirken der „Erkenntnis“ beobachten. Die Schrift sagt nichts, daß Jesus dachte oder in seinem Herzen fühlte, noch heißt es, daß es ihm der Heilige Geist offenbarte. Sein Geist hatte die Fähigkeit der unmittelbaren Erkenntnis. Die geistlichen Sinne im Menschen Jesus waren außergewöhnlich rein, empfindsam und edel. Darum konnte er die Motive der Menschen um ihn her sofort erkennen. Und er antwortete ihnen aufgrund dieser seiner Erkenntnis. Dies sollte die normale Fähigkeit eines geistlichen Menschen sein. Unser Geist kann als Wohnung des Heiligen Geistes frei arbeiten, und durch die Kraft der Erkenntnis kann er unser ganzes Sein beherrschen. Wie der menschliche Geist Jesu auf dieser Erde funktionierte, so soll auch unser Geist durch den innewohnenden Heiligen Geist befähigt werden.
(Watchman Nee, „Der geistliche Christ“)
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