Die verborgene Kraft der Seele Inhalt
1. Die verborgene Kraft der Seele
2. Der Christ und die seelische Kraft
3. Geistliche Kraft gegen Seelenkraft
Vorwort
Als ich im Jahre 1924 erstmals die Aufmerksamkeit der Kinder Gottes darauf richtete, Geist und Seele zu unterscheiden, hielten dies viele freundlich gesinnte Brüder für einen Wortstreit, der keine große Bedeutung hätte. Was sie nicht erkannten, war, daß unser Konflikt sich nicht um Worte dreht, sondern darum, was sich dahinter verbirgt. Der Geist und die Seele sind zwei total verschiedene Organe, das eine gehört zu Gott, während das andere zum Menschen gehört. Wie man sie auch bezeichnen mag, sie sind völlig verschieden in ihrer Substanz.
Für den Gläubigen besteht die Gefahr, Geist mit Seele und Seele mit Geist zu verwechseln, so daß er auf die Fälschung der bösen Geister hereinfällt und somit in Gottes Werk Verwirrung gestiftet wird. ...
Der größte Vorteil in der Erkenntnis des Unterschiedes zwischen Geist und Seele liegt darin, daß man die verborgenen Kräfte der Seele erkennt und ihre Fälschungen des Heiligen Geistes versteht. Solches Wissen ist nicht theoretisch, sondern praktisch und hilft, in Gottes Wegen zu wandeln. Eben letzte Nacht las ich, was F. B. Meyer einmal in einer Zusammenkunft sagte, bevor er verschied. Hier ist ein Abschnitt davon:
„Es ist eine verwunderliche Tatsache, daß noch nie soviel Spiritualismus außerhalb der Gemeinde Christi gefunden wurde wie heutzutage. Ist es nicht Tatsache, daß im niedrigeren Teil unserer menschlichen Natur die Stimulation der Seele deutlich überwiegt? Heutzutage ist die Atmosphäre so geladen von allerart Fälschungen, daß es scheint, der Herr berufe seine Gemeinde in eine höhere Ebene.“ Die aktuelle Situation ist gefährlich, „mögen wir alles prüfen, das Gute aber behalten“, wie es in 1. Thessalonicher 5, 21 heißt. Amen.
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Die Kraft, die Gott Adam gab
Wenn wir auf diese Art forschen, sind wir nicht ungebührlich neugierig; wir wünschen nur zu erkennen, was Gott Adam tatsächlich gegeben hatte. „Und Gott sprach, lasset uns Menschen machen in unserem Bilde, nach unserem Gleichnis“ (1. Mose 1, 26). Die Wörter „Bild“ und „Gleichnis“ mögen uns in der Bedeutung gleich und daher als Wiederholungen erscheinen. Aber im Hebräischen deutet das Wort „Bild ‑ nicht auf körperliche Gleichheit hin, eher noch bezeichnet es moralische oder geistliche Ähnlichkeit. jemand hat das folgendermaßen ausgedrückt: „Verändern in das Gleichnis“; das bedeutet „einem Bild angleichen“.
Die Absicht Gottes, als er den Menschen schuf, war, daß er nach seinem Bild umgeformt werden sollte; Gott wollte, daß Adam ihm ähnlich werden sollte. Der Teufel sagte: „Du wirst sein wie Gott.“ Aber Gottes ursprüngliche Absicht war, daß Adam ihm ähnlich werden sollte. Daraus schließen wir, daß Adam vor dem Sündenfall die Kraft hatte, diese Ähnlichkeit zu erlangen. Er besaß eine verborgene Fähigkeit, auch moralisch Gott ähnlich zu werden. (Ich gebrauche das Wort „moralisch“, um das zu bezeichnen, was über dem Materiellen steht, nicht einfach das, was auf das gute Verhalten des Menschen hinweist.) So wird uns gezeigt, wieviel der Mensch durch den Sündenfall verlor. Die Größe des Schadens übersteigt wahrscheinlich unsere Vorstellungen.
Wir haben gesehen, daß Adam besondere Kraft und Fähigkeit besaß, obwohl sie in Wirklichkeit gar nicht besonders oder übernatürlich war, wie sehr es uns heute auch so erscheinen mag. Vor seinem Fall konnte Adam seine Fähigkeiten mit Leichtigkeit ausüben, da sie in seine Seele eingelegt waren.
Aber nach seinem Fall wurde seine Kraft vom Körper eingeschlossen. Vorher war der Körper Adams kraftvoller Seele eine Hilfe gewesen; jetzt war die Seele gefallen, und die Kraft wurde von der Schale des Fleisches umgeben. Satan versucht jedoch, diese Schale des Fleisches aufzubrechen, die Kraft, die in der Seele des Menschen schlummert, freizulegen, um so die Kontrolle über den Menschen zu gewinnen. Viele verstehen diese Strategie nicht und werden dahin getäuscht, daß sie annehmen, es sei alles von Gott.
März 1933 – Watchman Nee
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Kommentar: zu „Die verborgene Kraft der Seele“
@Katja Wolff
Ich habe dieses Buch gebraucht gekauft, und der Vorbesitzer hat praktisch jeden Satz in diesem Buch rot unterstrichen. Damit hat er mir viel Arbeit erspart. Was er nicht rot unterstrichen hat, habe ich blau unterstrichen, und nun ist dies ein sehr buntes Buch.
Wer sich einmal mit Esoterik befaßt hat, wird sich immer wieder gefragt haben, woher die erstaunlichen Kräfte und Fähigkeiten kommen, von denen die Esoterik behauptet, sie habe sie aktiviert. Manche Christen machen es sich mit der Antwort sehr leicht und sagen: Diese Kräfte und Fähigkeiten seien dämonischen Ursprungs, quasi Leihgaben des Teufels.
Watchman Nee gibt eine andere Antwort. Er vertritt den Standpunkt, daß alle Kräfte und Fähigkeiten, die heute als "übersinnlich" bezeichnet werden, von Anfang an zur "Grundausstattung" des Menschen gehörten. Doch durch den Sündenfall Adams seien sie unter die Herrschaft Satans geraten. Dies ist seiner Meinung nach auch der Grund dafür, daß sie nicht mehr benutzt werden dürfen. Diese Argumentation leuchtet ein.
Dieses Buch hat mir viele Fragen beantwortet, und ich halte es für eines der besten Bücher von Watchman Nee - wobei man natürlich sagen muß, daß all seine Bücher zu den besten Büchern zählen. Doch dies nur am Rande.
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