Denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken. (Phil 2:13)
„Gottes Wirken“
Manche Christen meinen, dieser Vers lehre, daß Gott das Wollen als auch das Wirken ausführe, das heißt: ER legt in das Gotteskind hinein, was er gewollt und gewirkt hat. Da Gott für ihn will und wirkt, braucht er selbst es nicht mehr zu tun. Der Gläubige ist zu einer Art überlegenem Wesen geworden, das nicht mehr wollen und handeln muß, weil Gott das für ihn tut. Er gleicht einem mechanischen Spielzeug, das nicht verantwortungbewußt sein will oder handelt. Diese Gläubigen erkennen nicht den eigentlichen Inhalt dieses Verses. Gott wirkt in uns bis an den Punkt, an dem wir zum Wollen und Tun bereit werden. Er geht nur bis dahin und nicht weiter. Das Wollen und Vollbringen wirkt er nie an unserer Statt. Gott bemüht sich nur, uns soweit zu bringen, daß wir seinen guten Willen wollen und zu tun bereit sind.
Das Wollen und Wirken muß aber der Mensch selbst ausführen. Der Apostel sagt deutlich: Beides, das Wollen und Vollbringen in euch“ - nicht in Gott, sondern in euch. Unsere Persönlichkeit lebt noch. Darum sind wir für das Wollen und Handeln selbst verantwortlich und müssen es auch tun. Ja, Gott ist am Werk, aber er tritt nicht an unsere Stelle. Wählen und Handeln ist Sache des Menschen. Gott möchte uns anleiten, willig machen und uns ermutigen, daß wir uns von Herzen seinem Willen zuwenden. Aber seinen Willen tun zu wollen, das nimmt er uns nicht ab. Er richtet uns auf sein Wohlgefallen aus, dann überläßt er es uns zu entscheiden.
Dieser Vers lehrt also, daß unser Wille die Unterstützung durch Gottes Kraft braucht. Wie unwirksam und fruchtlos sind doch eigenwillige Taten ohne ihn. Obwohl Gott nicht anstelle des Menschen will, möchte er auch nicht, daß wir ohne ihn wollen. Er fordert uns zum Wollen in seiner Kraft auf, das heißt, zum Wollen gemäß seines Wirkens im Menschen. Weil er diesen Vers falsch versteht, glaubt mancher Christ, er brauche nicht zu wollen. Damit überläßt er einer anderen Willenskraft die Herrschaft über sich selbst. Er wagt nicht, etwas zu wählen, zu entscheiden oder irgendeiner Macht zu widerstehen, sondern wartet passiv darauf, bis der Wille Gottes zu ihm kommt. Entscheidet eine außenstehende Willenskraft für ihn, nimmt er das passiv an. Er unterdrückt alles eigene Wollen. Das Resultat ist: Weder er selbst gebraucht seine Willenskraft, um Entscheidungen zu fällen oder Entschlüsse zu fassen, noch tut es Gott, da er aktive Zusammenarbeit verlangt. Aber die bösen Geister bemächtigen sich seines passiven Willens und handeln an seiner Statt.
Wir müssen klar auseinanderhalten können, ob Gott für uns will oder ob wir mit unserer Willensfähigkeit mit ihm zusammenarbeiten. Würde Gott an unserer Stelle wählen und entscheiden, hätten wir keine echte Beziehung und Verbindung zur Sache, weil unser Herz nicht daran beteiligt ist. Kämen wir dann wieder zu uns selbst, würde uns bewußt, daß nicht wir gehandelt haben. Gebrauchen wir aber unseren Willen zur aktiven Mitarbeit mit Gott, sind wir die Handelnden, wenn auch in der Kraft Gottes. Ein Mensch, der dem Betrug verfallen ist, meint vielleicht, er selber sei der Denkende, Handelnde und Redende. Wird er aber von Gott erleuchtet, erkennt er , daß er eigentlich nicht so denken, handeln und reden will. Er erkennt, daß er mit diesen Handlungen nichts zu tun hat, weil sie vom Feind ausgeführt wurden.
Gott hat nicht die Absicht, unser Wollen zu töten. Wenn wir sagen: Von jetzt an habe ich keinen eigenen Willen mehr, nur noch sein Wille soll sich durch mich bekunden, dann haben wir uns nicht Gott geweiht. Wir haben uns vielmehr mit dem Bösen verbündet, da Gott unseren Willen nie durch seinen Willen ersetzt. Folgendermaßen verhalten wir uns richtig:
Ich habe einen eigenen Willen, aber ich will Gottes Willen tun. Wir sollten unsere Willensfähigkeit ihm zur Seite stellen – aber auch das nicht durch unsere eigene Kraft, sondern durch das Leben aus Gott. Das Ganze verhält sich so: Das Leben, das früher unsere Willenskraft nährte, ist in den Tod gegeben worden; nun gebrauchen wir unsere Willensfähigkeit durch das kraftspendende Leben Gottes. Wir schalten nicht unsere Willenskraft aus; sie ist immer noch da. Nur das Leben ist ein anderes. Gestorben ist lediglich das Eigenleben; der Wille bleibt noch tätig – aber von Gott erneuert. Künftig wird die Willenskraft durch das "neue Leben" aktiviert.
(Watchman Nee, „Der geistliche Christ“)
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