Ich schreibe diesen Beitrag aus einer ganz persönlichen Erfahrung heraus. Seit einiger Zeit bin ich aktiv bei HP unterwegs – einem Ort, an dem Menschen sich begegnen, sich öffnen, über ihren Glauben sprechen, Fragen stellen, Zweifel teilen und sich gegenseitig ermutigen können. So sollte es zumindest sein.
Doch in letzter Zeit habe ich häufiger erlebt, wie mein katholischer Glaube nicht nur kritisch hinterfragt, sondern regelrecht angegriffen wird. Nicht in der Art, wie man sich auf Augenhöhe austauscht, sondern auf eine Weise, die mir das Gefühl gibt, ich wäre „falsch“, „verführt“ oder gar „verloren“. Und das – so ehrlich muss ich sein – trifft mich.
Nicht, weil ich meinen Glauben nicht hinterfragen kann. Sondern weil ich merke, wie schnell aus dem gemeinsamen Fundament – Jesus Christus – ein Grund zur Spaltung gemacht wird.
Ich frage mich: Ist das der Weg, den wir als Christen gehen wollen?
Natürlich gibt es Unterschiede zwischen den Konfessionen. Natürlich glauben wir nicht in allen Dingen gleich. Aber heißt das, dass wir einander die Echtheit unseres Glaubens absprechen müssen? Dass wir aufhören, einander mit Respekt und Liebe zu begegnen?
Ich glaube, dass wir als Christen gerade in einer Zeit, die von Spaltung, Unverständnis und lauter werdenden Meinungen geprägt ist, ein anderes Zeichen setzen sollten. Ein Zeichen der Toleranz – nicht im Sinne von „alles ist egal“, sondern im Sinne von „ich höre dir zu, auch wenn ich nicht alles verstehe oder teile“. Denn Toleranz ist keine Beliebigkeit, sondern eine Entscheidung, den anderen als Mensch und Glaubensgeschwister ernst zu nehmen.
Jesus selbst hat mit Zöllnern, Samaritern, Ehebrechern und Schriftgelehrten gesprochen. Er hat nicht verurteilt, sondern berührt. Er hat den Menschen nicht erst den perfekten Glauben abverlangt, bevor er ihnen Liebe gezeigt hat. Und doch erleben wir heute in unseren Foren, Gemeinden und Diskussionen oft das Gegenteil: Wir reden übereinander, statt miteinander. Wir verteidigen unsere „Wahrheit“ mehr als wir den Menschen vor uns lieben.
Ich will nicht, dass mein Glaube zu einer Mauer wird, die trennt. Ich wünsche mir, dass er eine Brücke sein kann – nicht, um Unterschiede zu leugnen, sondern um Räume für ehrliche Begegnung zu schaffen.
Lasst uns nicht vergessen: Der Auftrag, den Jesus uns gegeben hat, war nicht „verteidigt eure Lehre bis aufs Blut“, sondern „liebt einander, wie ich euch geliebt habe“. Das bedeutet nicht, dass wir aufhören sollen, über Glaubensfragen zu sprechen. Aber es bedeutet, dass unser Ton, unsere Haltung, unsere Motivation von Liebe geprägt sein muss – nicht von Rechthaberei.
Ich bin katholisch. Das prägt meinen Glauben, meine Art zu beten, zu denken und zu leben. Und ich wünsche mir nicht, dass alle so glauben wie ich. Aber ich wünsche mir, dass wir alle auf Christus schauen – der uns mehr verbindet, als uns trennt.
Denn am Ende sind wir alle auf dem Weg. Und vielleicht ist das Wichtigste, was wir uns dabei mitgeben können, nicht die richtige Antwort – sondern die Bereitschaft, einander nicht loszulassen, auch wenn wir nicht in allem übereinstimmen.
Lasst uns Christen sein, die zuhören. Die hinterfragen – ja –, aber mit Respekt. Die glauben – aber mit Demut. Die lieben – gerade da, wo es schwerfällt.
Denn daran, so sagt Jesus, werden alle erkennen, dass wir seine Jünger sind: Wenn wir einander lieben.
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